VON DER HEYDT-MUSEUM
Turmhof 8
42103 Wuppertal
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Lucio Fontana (Argentinien 1899 – Italien 1968) zählt international zu den Schlüsselfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts und hat als ein Wegbereiter neuer Formen und Konzepte den Kunstbegriff revolutioniert. Seine inspirierende Wirkung auf inzwischen mehrere Generationen von Künstler*innen ist unübersehbar. Dessen ungeachtet hat es in Deutschland seit fast 30 Jahren keine größere museale Ausstellung mehr gegeben, die sein Schaffen würdigte.
Mit „Lucio Fontana: Erwartung“ macht das Von der Heydt-Museum Fontanas komplexes Gesamtwerk in seinen vielen Facetten erlebbar: von den figurativen bis zu den konzeptuellen Arbeiten, von der Keramik bis zur Rauminstallation. Rund 100 Werke aus der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen geben einen Einblick in das erstaunlich experimentelle und gewagte Werk. Einen Höhepunkt der Präsentation bildet die Rekonstruktion eines seiner Environments, die trotz ihrer bedeutenden Rolle für Fontanas Denken kaum bekannt sind.
Moderne Wissenschaft und Technik inspirierten Fontana. Zum Markenzeichen seiner Kunst ist die Reihe der Schnittbilder geworden, die er mit dem Titel „Erwartung“ (ital. „Attesa“) versehen hat. Mustergültig verkörpern sie seine Faszination für Licht, Raum und Material, seinen Anspruch, ins Neue und Offene aufzubrechen.
Ein Kapitel der Ausstellung ist dem Austausch zwischen Fontana und einer jüngeren Künstlergeneration gewidmet, die seine Ideen und Zukunftsvisionen aufnahmen. International sind Piero Manzoni oder Yves Klein zu nennen, für das Rheinland insbesondere ZERO-Künstler wie Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker. Freundschaftlich verbunden war ihm außerdem der Düsseldorfer Fotograf Lothar Wolleh, der ikonische Porträts von ihm schuf und gemeinsam mit ihm ein Multiple realisierte.
Wegweisend, wenn nicht brisant ist Fontanas Schaffen insbesondere deshalb, weil er es ganz der Erfahrung von Raum und Zeit widmete. Angesichts einer durch die elektronischen Medien immer fluider werdenden Bildwelt erscheint seine schon 1946 gestellte Diagnose, die Geschwindigkeit sei die entscheidende Erfahrung der Moderne, heute aktueller denn je. Andererseits kann man Fontanas Arbeiten als Antithese zur potentiell totalen Überformung der realen durch die digitale Welt verstehen, verdanken sie ihre Wirkung doch einem elementar bildhauerischen, wenn auch vielfach höchst unkonventionellen Zugriff auf das Material.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, kuratiert von Dr. Roland Mönig und Dr. Beate Eickhoff.